Kirchenchroniken
Zwei Kirchen in Lutzerath
Zur Geschichte: Am 7. Juni 1969 wurde im Rahmen der rheinland-pfälzischen Kommunalreform aus den bis dahin selbständigen Ortsgemeinden Driesch und Lutzerath die heutige Ortsgemeinde Lutzerath. Die Kirchengemeinde Lutzerath mit der Pfarrkirche Sankt Stephanus in Lutzerath und der Filialkirche Mater Dolorosa in Driesch besteht jedoch schon seit Jahrhunderten. In Zeiten der großen Wallfahrten in Driesch bis zur Säkularisation Anfang des 19.Jahrhunderts wurde die Driescher Kirche noch selbst verwaltet.
Pfarrkirche St. Stephanus in Lutzerath
Eine Kirche wird bereits im Jahr 1097 in einer Urkunde des Simeonstiftes in Trier erwähnt. Der alte Teil wie er heute noch zu sehen ist, wurde 1781 eingeweiht. Die Kirche wurde zwischen 1962 und 1964 wegen gravierendem Platzmangel erweitert, so wie sie heute zu sehen ist. Von der Straße aus ist die Kirche ebenerdig zu erreichen. Besonderheiten der Lutzerather Kirche Die Kanzel stammt aus der Zeit um 1775. Sie ist eine Rokokoschnitzarbeit.
Das Wandbrett der Kanzel stellt mit einfachem Gemälde den „Guten Hirten“ dar und ist bis heute erhalten. Die aus der gleichen Zeit stammende ehemalige Kommunionbank bildet den Abschluss der heutigen Empore. Zwei Beichtstühle, ebenfalls aus dieser Zeit stammend, sind heute noch im alten Kirchenschiff beidseits untergebracht. Die Orgel wurde 1904 von dem Orgelbauer Michael Körfer aus Sobernheim an der Nahe gekauft.
Der markante Turm mit drei Geschossen gilt heute noch als Wahrzeichen von Lutzerath. Er wurde 1818 neu erbaut. Das Glockengeschoss erkennt man seitdem an den dreiteilig gekoppelten Schallfenstern mit den „dorischen“ Säulen. Das Hauptdach des Turmes ist als Zeltdach ausgeführt und trägt als Spitze einen vierseitigen Dachreiter. Diesem angepasst, brachte man nach gotischer Bauweise vier Ecktürmchen an, die einen Biedermeierstil widerspiegeln. Die Kirche besitzt drei Glocken aus Bronze. Die älteste und schwerste Glocke wiegt 820 Kilogramm, datiert auf das Jahr 1426 und schlägt mit dem Hauptton g‘. Die mittlere Glocke wurde 1689 gegossen und 1948 wegen eines Kriegsschadens umgegossen. Sie wiegt 526 Kilogramm und schlägt mit dem Hauptton a‘.
Marienkirche Wallfahrtskirche "Mater Dolorosa“ in Driesch
Sie wurde 1478 erbaut und steht seit 1984 unter dem Schutz der Haager Konvention. Die eigentliche Gründung der Marianischen Capellen zu Driesche ist auf den Eremiten Nicolaus Helmis im Jahr 1441 zurückzuführen. Das Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes war bis zur Kirchengründung in einer kleinen Kapelle untergebracht. Seit dem Kirchbau vor über 500 Jahren haben in zwei Blütezeiten viele Besucher und Wallfahrer in dieser Dank - und Bittstätte in zum Teil sehr turbulenten Zeiten Hoffnung und Trost gefunden.
Neue Treppenstufen mit einer zusätzlichen leicht ansteigenden Auffahrrampe laden alle Menschen zum Besuch und zum Gebet ein. Besonderheiten der Driescher Kirche: Die Pieta, wegen der die Kirche errichtet wurde, steht noch heute im Mittelpunkt der Kirche. Vierzehn Schlusssteine im Chorgewölbe zeigen Stifterwappen aus der Gründungszeit. Einer der Schlusssteine im Gewölbe trägt die Jahreszahl des Kirchenbaus 1478.
Der Bitterleidensaltar ist ein künstlerisches Meisterstück. Er wurde 1672 aufgestellt. Bartolomäus Hammes, ein Schreinermeister aus dem Nachbarort Alflen, der sehr gläubig war, hat ihn in 30jähriger Arbeit geschnitzt. Es ist ein dreistufiger Schnitzaltar, der den Hauptchor in voller Höhe einnimmt. Elf Holzreliefs im Altaraufbau stellen die Leidensgeschichte Christi dar. Die Orgelempore wurde 1750 errichtet. Ein Jahr später lieferte der Orgelbauer Johann Theodor Claus aus Cochem eine Orgel. Alte Pfeifen tragen das Zeichen von Baltasar König aus Münstermaifeld. Kriege und örtliche Umbauten hatten der Orgel sehr zugesetzt. 2015 wurde sie wieder an den ursprünglichen Standort in der Mitte der Empore zurückverlegt.
In den Jahren 2013-2015 wurde die gesamte Kirche nach einem Schwelbrand, der alle Farben hatte verblassen lassen, renoviert. Seitdem erstrahlt diese Gnadenstätte im neuen Kleid. Zur gleichen Zeit wurde das Glockengestühl von Stahl auf Eichenholz umgerüstet und um zwei Glocken erweitert, sodass nunmehr vier Glocken zum Gebet rufen. Große Teile des Turmgebälks mussten sehr aufwändig ersetzt werden, weil sogar dickste Eichenbalken vom Taubenkot und dem eindringenden Wasser regelrecht aufgelöst und damit nicht mehr vorhanden waren. Der Kreuzweg rund um die Kirche, der 1755 von Bildhauer Johann Heinrich Nilles aus Wittlich aus Sandstein gehauen und errichtet wurde, ist heute noch gut erhalten. Der Lutzerather Bildhauer Rudolf Müller hat alle Bildnisse naturgetreu um 1980 restauriert.